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Inspiration: Monica Gagliano

  • hoskuldurhauksson
  • 9. Sept.
  • 2 Min. Lesezeit
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Liebe Weinliebhaber:innen,


Wenn man den ganzen Tag mit Pflanzen arbeitet, beginnt man vielleicht, sich über das Wesen dieser Lebensform Gedanken zu machen. Sind sie nur ein stummer biochemischer Prozess, der aus der Erde herausragt – oder steckt mehr dahinter?


Vor Galileo – oder genauer gesagt vor der wissenschaftlichen Revolution – glaubten die meisten Menschen in Europa, die Erde sei flach. Wer etwas anderes behauptete, wurde ausgelacht. Ähnlich verhält es sich mit Pflanzen: Da wir kein Gehirn in ihnen finden, betrachten wir sie als geistlose Wesen.


Doch dann tritt Monica Gagliano auf, heute Professorin für Pflanzenverhalten und evolutionäre Ökologie (University of Sydney / Southern Cross University). Sie begann, die Intelligenz von Pflanzen zu erforschen – und wurde dafür anfangs von Kolleginnen und Kollegen belächelt. Mit einer Reihe von eleganten Experimenten zeigte sie jedoch erstaunliche Fähigkeiten der Pflanzen auf und brachte uns dazu, den Begriff «Intelligenz» neu zu überdenken.  Ihr Buch "Thus Spoke the Plant" dokumentiert Ihre Ergebnisse.


Pflanzen können lernen.In einem ihrer eindrücklichsten Versuche trainierte Gagliano Erbsenpflanzen in einem Aufbau, der an Pawlow erinnert. Die Pflanzen befanden sich in einem Y-förmigen Labyrinth, zusammen mit einem Ventilator und einer Lichtquelle. Normalerweise wachsen Pflanzen dem Licht entgegen. Doch Gagliano koppelte wiederholt das Geräusch des Ventilators mit dem Licht, bis der Ventilator allein zum Signal wurde. Später, als die Pflanzen die Wahl hatten, wuchsen sie in die Richtung, die der Ventilator anzeigte – selbst wenn dort kein Licht mehr vorhanden war. Genau wie Pawlows Hunde beim Klang einer Glocke zu speicheln begannen, hatten die Pflanzen gelernt, einen neutralen Hinweisreiz mit einer Belohnung zu verbinden.


Pflanzen haben ein Gedächtnis.Ein weiteres Experiment führte sie mit der Mimose (Mimosa pudica) durch, die bekannt dafür ist, ihre Blätter bei Berührung zusammenzufalten. Gagliano liess die Pflanzen wiederholt aus geringer Höhe auf eine weiche Unterlage fallen. Zunächst schlossen sie jedes Mal ihre Blätter. Doch nach einigen Wiederholungen hörten sie damit auf – offenbar hatten sie «begriffen», dass der Reiz harmlos war. Tage und sogar Wochen später erinnerten sich die Pflanzen noch an diese Lektion und verschwendeten keine Energie mehr auf unnötige Abwehrreaktionen. Das ist eine Form von Gedächtnis und Lernen, die man bisher ohne Nervensystem für unmöglich hielt.


Mit solchen Studien hat Gagliano gezeigt, dass Pflanzen über erstaunliche, unerwartete Fähigkeiten verfügen. Sie erinnern uns daran, dass Intelligenz viele Formen annehmen kann – und dass das Leben weitaus reicher und subtiler ist, als unsere Kategorien vermuten lassen.


Es bleibt die Frage: Wenn uns Pflanzen schon so sehr überraschen können – wo sonst könnten wir noch verborgene Intelligenz finden, wenn wir nur genauer hinschauen?


Liebe Grüsse, Hoss

 
 
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